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Individuelles Schmerzempfinden
Jeder Schmerz ist eine komplexe Sinneswahrnehmung, die ganz individuell erlebt wird. Das macht es für den Betroffenen schwer, seine Schmerzen mitzuteilen. Denn was der eine als unerträglichen Schmerz beschreibt, empfindet der andere vielleicht als unangenehm, aber keineswegs unerträglich. Beim Schmerz werden nicht nur Signale aus dem Körper an das Gehirn übermittelt. Wie wir Schmerzen empfinden, und mehr noch, Schmerzen verarbeiten, ist ein komplexer Prozess, an dem biologische, psychische und soziale Faktoren beteiligt sind. Das gilt vor allem dann, wenn aus dem akuten ein chronischer Schmerz geworden ist. Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollten Schmerzen so frühzeitig und nachhaltig wie möglich behandelt werden.

 

Biochemische Abläufe und Erinnerungsspuren
Akuter Schmerz ist ein Warnsignal unseres Körpers, der damit unsere Aufmerksamkeit auf eine Störung im Gleichgewicht unseres Körpers lenken will, auf die Erkrankung eines Organs oder auf eine Verletzung. In unserem Körper verteilt besitzen wir Millionen von Schmerzrezeptoren. Meist sind es die verzweigten freien Enden von Nervenfasern, die auf bestimmte Reize reagieren. Einige sind auf Hitze oder Kälte (thermische Reize) spezialisiert, andere auf Druck (mechanische Reize) oder auf chemische Reize. Dazu besitzt unser Körper unterschiedliche Nervenbahnen, die den Schmerz unterschiedlich schnell zum Gehirn leiten. Abhängig davon, welche Fasern den Schmerzreiz registrieren und dem Gehirn melden, ändert sich auch unsere Schmerzempfindung. Hell und stechend bei den schnell leitenden Nervenfasern, dumpf und drückend bei den Langsameren. Da die Schmerzfasern nicht direkt bis ins Gehirn reichen, gibt es auf dem Weg zum Gehirn mehrere Schaltstellen, in denen der Reiz gebündelt, verstärkt oder abgeschwächt wird, bspw. durch Endorphine, schmerzdämpfende Stoffe, die unser Körper selbst produziert und die die Schmerzweiterleitung in den Nervenbahnen und die Schmerzverarbeitung im Gehirn beeinflussen. Weil wir Endorphine auch in Stresssituationen oder bei sportlicher Betätigung ausschütten, bemerken wir kleine Verletzungen oft nicht, empfinden den Schmerz als weniger stark.

 

Ein Feuerwerk an biochemischen Prozessen

Schneiden wir uns in den Finger, dann werden aus dem verletzten Gewebe verschiedene Stoffe frei gesetzt, die über chemische Prozesse in Schmerzbotenstoffe (z.B. Prostaglandin E2, Kinine, Zytokine, Histamin) umgewandelt werden. Schmerzmittel wie ASS greifen in die Schmerzverarbeitung ein, indem sie diese Schmerzbotenstoffe blockieren. Der biochemische Prozess ist aber keine Einbahnstraße, denn die Botenstoffe regen auch die Nervenfasern im betroffenen Gewebe zum Wachstum an. Die Nervenfasern sprießen deshalb weiter in das umliegende, eigentlich gesunde Gewebe, das ebenfalls schmerzempfindlicher wird. Der Schmerzreiz wird damit verstärkt, wir sprechen dann von einer neurogenen (nervenbedingten) Entzündung.

 

Schmerzen durch Schmerzmittel 

Jede dritte Frau und fast jeder fünfte Mann hat in Deutschland mehr als einmal im Monat Kopfschmerzen. Abhilfe versprechen Schmerzmittel: 80 Prozent aller Bundesbürger greifen mindestens einmal im Monat zu schmerzstillenden Medikamenten, viele aber können ohne ihr tägliches Schmerzmittel nicht leben. Gerade Kopfschmerzpatienten schlucken ohne ärztliche Beratung Analgetika aus der Apotheke. Ausgerechnet die ständige und übermäßige Einnahme von Schmerzmitteln kann selbst zu Kopfschmerzen führen: ein verhängnisvoller Teufelskreis. Hier hilft dann nur noch der Tabletten-Entzug. Nutzen Sie die Faustregel: Schmerzmittel sollten nicht länger als drei Tage hintereinander und nicht häufiger als acht Tage im Monat eingenommen werden.